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Homo Novus: Thesaurus (Review)

Artist:

Homo Novus

Homo Novus: Thesaurus
Album:

Thesaurus

Medium: EP-CD
Stil:

Instrumentaler Post- und Kraut-Rock

Label: Eigenvertrieb
Spieldauer: 25:20
Erschienen: 12.04.2019
Website: [Link]

Um von vornherein bei allen Dinosaurier-Fans eventuelle Unstimmigkeiten zu vermeiden – bei den neuen (Musik-)Männern und ihrem Debüt-Album, das es leider nur auf die Länge einer EP gebracht hat, geht es nicht um Saurier, sondern für alle Germanisten und Latein-Fetischisten um den Fachbegriff für die Vielzahl von Wörtern, die einen gänzlich gleichen oder ähnlichen Sinn haben bzw. verfolgen...
Aber auch das gereicht nicht als Antwort auf dieses, einem vierblättrigen Musik-Kleeblatt ähnliche Vier-Instrumental-Album „Thesaurus von HOMO NOVUS!
Viel eher sollten wir uns in unserem Musiklatein beim Hören dieses noch dazu von Helen Köhler faszinierend gestalteten Albums, auf dem wir eine singende Nachtigall bewundern dürfen, die uns in die völlig falsche Richtung führt – denn gesungen wird in den gut 25 Minuten nicht – weit zurück in die Antike begeben, in der man unter „Thesaurus“ ein heiliges Schatzhaus verstand, in dem die kostbarsten Weihegaben aufbewahrt wurden. Im Falle von HOMO NOVUS werden wir also mit vier musikalischen Schätzen beschenkt.

Schon die Namen der vier Instrumentaltitel verweisen auf den skandinavischen Hang des Trios und erst die Musik verrät dem neugierigen Hörer, dass man bei der Vermutung nicht falsch liegt. Noch dazu stößt es die Musik-Tore zu einem kunterbunten Krautrock-Garten auf, der fein und liebevoll mit der Post-Rock-Gießkanne gewässert wird. Im Ergebnis wachsen dabei vier eigenständige und zugleich wunderschön anzuhörende Instrumental-Epen, die zwar recht ähnliche, etwas melancholische Grundstrukturen aufweisen, aber dafür geschickte Spannungsbögen aufbauen. Allerdings ist produktionstechnisch noch mehr drin, denn wenn sich eine Band entscheidet, diese Zeit der Siebziger wieder aufleben zu lassen, sollte sie auch konsequenter mit Stereo-Effekten, Kanaltrennungen und einer etwas raueren Atmosphäre punkten.

Musikalisch aber punktet HOMO NOVUS auf ganzer Linie – besonders bei denen, die früher liebevoll ihr Herz an die Musik von NEU! mit MICHAEL ROTHER oder den entspannteren Krautrock-Vertreten von CLUSTER bis HARMONIA hängten. „Sinøskred“ und „Mandal“ sind dafür hervorragende Beispiele, auch wenn sich die anfänglich ruhigen Krautrock-Momente zu Post-Rock-Sounds erheben, ohne dabei aber endgültig eruptiv auszubrechen. Auch dass nicht nur die Gitarren für die Stimmungen sorgen, sondern die Keyboards zusätzliche Melodien, mal als ruhigen Kontrapunkt, dann wieder als dynamische Unterstützung, beisteuern, ist beachtlich und verleiht diesem Debüt von HOMO NOVUS einen ausgesprochenen Reiz. Und wenn die EP mit „Førtito“, einem diesmal Keyboard-orientierten Stück mit deutlichem (Ambient-)Hang zu BRIAN ENO endet, hinterlässt „Thesaurus“ mehr als nur einen guten Eindruck.

Auch die Geschichte hinter HOMO NOVUS, die im Grunde eine Band auf Abruf ist, die sich aus territorialen Gründen bisher kaum zum gemeinsamen Musizieren zusammenfanden – insgesamt angeblich erst fünfmal – klingt recht ungewöhnlich. Musik als kurze Momentaufnahmen, die bei dieser Qualität aber durchaus bleibenden Charakter hat.
Die Geschicke des Quartetts, das aus drei deutschen und einem italienischen Musiker besteht, liegen in der Hand ihres Gründers Tillmann Bross – verantwortlich für Gitarren, Tasten und Sounddesign – der das weit verzweigte Musik-Unternehmen zusammenhält und auf Nachfrage zu den musikalischen Inspirationen der Musiker und dem Entstehen ihrer eigenen Stücke dem Kritiker dieser Zeilen erklärte:
„Ich selbst habe bis Mitte letzten Jahres recht wenig Post Rock gehört, war eher von der Retro-Prog-Fraktion im Bezug auf meine Hörgewohnheiten beeindruckt, besonders BEARDFISH, ANEKDOTEN, STEVEN WILSON (insbesondere HCE) und sowas. Mein Mitbewohner, der auch bei HOMO NOVUS Bass spielt, ist aber Plattensammler und hat letztes Jahr viel GOD IS AN ASTRONAUT, THIS WILL DESTROY YOU, IMMANU EL, CASPIAN, HAMMOCK und Ähnliches aufgelegt, daher kam ich dann damit verstärkt in Berührung. Das war aber erst nach den ersten Demoaufnahmen, die ich für ein Sommerkonzert, für das ich eigentlich als Singer/Songwriter gebucht war, herumgeschickt habe. 
Ich würde sagen, dass wir alle ganz verschiedene Präferenzen haben und die beim gemeinsamen Musizieren spontan mit einbringen. Das macht für mich auch irgendwo den Reiz aus. Eine Idee in den Raum werfen, kurz drüber reden und dann aufnehmen und festhalten, was passiert. So sind Track 1 und 3 auf der Platte entstanden.“

Was dabei herausgekommen ist, wird beim Hören von „Thesaurus“ kaum jemand für möglich halten. Ein richtig gutes Debüt, das allerdings die Latte für einen hoffentlich bald folgenden Longplayer schon ziemlich hochlegt.
Zugleich bleibt allerdings auch die Frage offen, warum es der Song „Windmills“ nicht mir auf das Debüt geschafft hat.
Wohl des Gesangs wegen?!
Ein echter Frevel, denn der singende Bassist hat doch tatsächlich eine einprägsame, in den tiefen Tönen sehr angenehme Stimme, die nur noch ein wenig Übung bei den höheren und langgezogenen Vokal-Passsagen braucht.
Also: eine Fortsetzung bitte mit (ab und zu mal) Gesang, denn auch hier funktioniert bei HOMO NOVUS die Kombination aus Post- + Kraut-Rock + Gesang.

FAZIT: Eine instrumentale Debüt-EP mit einer melancholisch-verträumten Kombination aus Post- und Krautrock mit skandinavischem Flair, live in der Klangwg eingespielt, die aufhorchen lässt und neugierig auf mehr macht. Denn was das progressive Quartett HOMO NOVUS mit seinen deutschen und italienischen Musiker-Wurzeln hier auf „Thesaurus“ vorlegt, ist eine leidenschaftliche Präferenz für gekonnten, verträumten Post-Kraut-Rock, der ganz ohne Gesang auskommt, aber trotzdem eine lyrisch-epische Atmosphäre in sich trägt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3474x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Sinøskred
  • Lindesnes Fyr
  • Mandal
  • Førtito

Besetzung:

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